Das Motto der 26. Horber Schienen-Tage welche Eisenbahn brauchen wir? läßt sich in einem einzelnen Blid gar nicht ausdrücken. Das Mosaik zeigt unterschiedliche Antworten und auch Fragen: Wir brauchen
Die Aufnahme der modernen Stadtbahn stammt aus Straßburg. Dort wurde in den letzten Jahren eine Straßenbahn völlig neu errichtet, die jetzt als Stadtbahn ins Umland ausgedehnt wird. Noch ist die Staatsgrenze zwischen Frankreich und Deutschland noch nicht überwunden, doch das ist nur noch eine Frage der Zeit. In Straßburg wurde die neue Bahn auch als Chance für die Stadtentwicklung und die Architektur verstanden. Hier geht Frankreich einen anderen Weg als Deutschland. Zu welchen Ergebnissen dieser Weg führt, das konnten die Teilnehmer der Exkursion der 26. Horber Schienen-Tage selbst erfahren.
Welchen Personenverkehr brauchen wir?
Den Regionalverkehr, der das Land flächenmäßig erschließt? Er ist als Daseinsvorsorge eine Aufgabe der öffentlichen Hand und wurde seit der Regionalisierung völlig neu gestaltet. Der Nahverkehr mutierte vom ungeliebten Subventionsempfänger zum Rückgrat des Schienenverkehrs, der auf Jahre bestellt und mit relativ wenig Risiko betrieben werden kann. Auf diesem Gebiet besteht eine Konkurrenz zwischen der im Bundesbesitz befindlichen DB AG und privaten Anbietern.
Den Fern- und Schnellverkehr, der internationale Metropolen verbindet und an den meisten Bahnhöfen durchfährt? Er wird in Europa praktisch ausschließlich von den im Staatsbesitz befindlichen Eisenbahnen betrieben. Er erhält keine öffentlichen Beihilfen, mehr noch, er wird gegenüber dem auf bestimmten Relationen konkurrierenden Flugzeug steuerlich benachteiligt. Als Folge des betriebswirtschaftlichen Drucks wird das Angebot im Fernverkehr immer mehr reduziert, immer mehr große Städte werden vom Fernverkehr nicht mehr bedient. Ist das der Personenverkehr, den wir brauchen?
Oder brauchen wir die lokale Eisenbahn als Angebot für einen nachhaltigen Tourismus? Eine Eisenbahn, die attraktive Erholungsgebiete erschließt und bei der die Mitfahrt ein Ferienerlebnis ist? Solche Bahnen werden oft von Idealisten ehrenamtlich betrieben, sei es um von der Stilllegung bedrohte Strecken zu erhalten, sei es, um die Erinnerung an das Kulturgut Eisenbahn zu pflegen. Außer der Anerkennung als gemeinnützige Vereine erhalten diese Initiativen oft keine Hilfe vom Staat. Mehr noch, viele lokale Politiker werfen ein begehrliches Auge auf die gemeindenahen Flächen dieser Eisenbahnen. Die gemeindefernen Flächen werden dann mit staatlicher oder Europäischer Unterstützung in Radwege umgewandelt. Doch allmählich setzt ein Umdenken ein, das auch dieses Angebot der Eisenbahn wertschätzt.
Was ist mit dem Güterverkehr? Brauchen wir die Eisenbahn als Rückgrat für die internationalen Warenströme, dem alles unterzuordnen ist? Den Anwohnern der Eisenbahnstrecken bringt dieser Verkehr hauptsächlich Lärm und oft auch Verspätungen im Personenverkehr. Ist das die künftige Rolle der Eisenbahn, ergänzt um einige Dampfzüge als lokale Attraktion? Soll der Personenverkehr weitgehend auf der Straße stattfinden?
Auf all diese Fragen gibte es viele und teils kontroverse Antworten. Den Wert der Eisenbahn als komplexes Gesamtsystem darzustellen und begreifbar zu machen, das ist und bleibt ein Anliegen der Horber Schienen-Tage. Die Herausforderungen der Zukunft und insbesondere auch der Klimawandel verlangen nach umfassenden Antworten, zu denen auch die Eisenbahn beitragen kann.