Horb a. Neckar, 19. November 2011
Resolution der 29. Horber Schienen-Tage
Deutschland verpaßt die Zukunftsfähigkeit - Umdenken im Verkehr notwendig
Der absehbare Wandel in der Demographie, bei Klima und Preisen
von Bodenschätzen wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten
zu massiven Veränderungen weltweit und auch in Deutschland
führen. Um diese Themen rechtzeitig und konsequent anzugehen,
ist es möglicherweise noch nicht zu spät. Wird dies weiterhin
verschleppt, wird dies zu noch größeren gesellschaftlichen
Verwerfungen führen. Die Verantwortlichen in Politik und
Wirtschaft müssen diese Fakten anerkennen und deshalb
insbesondere im Verkehrsbereich mutig und zügig umsteuern.
Diese Entwicklungen müssen von der gesamten Gesellschaft
unterstützt und vorangetrieben werden.
Deutschland ist nach wie vor ein wirtschaftlich erfolgreiches
und innovatives Land. Diese Stärken können genutzt werden, um
die Weichen für die Zukunft zu stellen und auch entsprechend zu
investieren. Dabei müssen mit den volkswirtschaftlich und
politisch zur Verfügung stehenden Mitteln und auf Basis der
bisherigen Erfahrungen die Maßnahmen durchgeführt werden, die
in Summe die besten Ergebnisse erbringen. Es gibt folgende
Handlungsfelder:
- Stau auf der Schiene: Bereits heute sind immer mehr
Schienenstrecken überlastet, insbesondere die Zulaufstrecken zu
den Knoten. 55% aller Investitionsmittel fürs Schienennetz
werden für drei isolierte Großprojekte ausgegeben, deren
verkehrliche Wirkung umstritten ist, und stehen nicht für den
systematischen Netzausbau zur Verfügung. Die ökonomische
Weiterentwicklung des Standorts Deutschland und die ökologisch
gewünschte Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene
benötigen einen zielgerichteten Ausbau der Schiene. Hier muss
die Politik auf allen Ebenen den Schwerpunkt auf den
Öffentlichen Verkehr legen und deutlich mehr Mittel als in den
vergangenen Jahre für den Netzausbau bereitstellen. Dabei sind
mit einem Sofortprogramm gezielt die Maßnahmen umzusetzen, die
schnell spürbare Verbesserungen erreichen, bevor die mittel-
und langfristigen Planungen greifen können.
- Abbau von Innovationshemmnissen: Neue Technologien und Fahrzeuge
scheitern in Deutschland immer wieder an bürokratischen und
kleinstaatlichen Regelungen. Transparente, verlässliche und
zeitnahe Zulassungen nach einheitlichen und stabilen Kriterien
für alle Fahrzeuge auf der Schiene müssen geschaffen werden.
- E-Mobilität: Der Öffentliche Verkehr ist bereits seit über 100
Jahren Innovationsmotor für die E-Mobilität. Um diese
vorhandene Kompetenz und Innovationsfähigkeit zu nutzen und zu
stärken, sind durch die Politik Vorhaben zur Fortentwicklung
der E-Mobilität vorrangig im Bereich des Öffentlichen Verkehrs
und der Schiene zu fördern. Unverständlich ist, dass einzelne
Bereiche bewusst von der Förderung ausgeschlossen sind.
- Industriepolitik: Der Schienenverkehr ist ein großer
Exportmarkt. Deutschland hat derzeit noch eine hervorragende
technologische Ausgangsbasis im internationalen Vergleich, ein
hohes Maß an Qualifikation und ein sehr gutes Ansehen weltweit.
Damit dieser wachsende Markt nicht verloren geht, muss die
Forschung, Entwicklung und Erprobung innovativer Ansätze
weitaus stärker finanziell und organisatorisch gefördert
werden.
Die Teilnehmer der 29. Horber Schienen-Tage
Diese Resolution ist auch als pdf-Datei verfügbar.