Mitten in den noch optimistischen "Jamaika"-Sondierungen und noch während der großen Bonner Klimakonferenz rief mich die Heilbronner Stimme an, ob ich etwas zu den Themen Flüchtlinge und Klima sagen könnte, beides Themen, die insbesondere zwischen den Grünen und der CSU sowie auch der FDP strittig waren. (Ich bedauere es zutiefst, dass die FDP vor ein paar Tagen alles hat platzen lassen, in einer unglaublich arroganten Manier, aber das ist heute nicht Ihr Thema!)
Zur Flüchtlingsfrage hätte ich nichts beitragen können, außer dass die Bundeskanzlerin weltweit eine große Statur gewonnen hat, als sie die unter grauenhaften Bedingungen aus ihrer Heimat geflohenen Menschen einschließlich über hunderttausend Kindern nach Deutschland einlud. Das war nicht als Dauerzustand gedacht, aber sehr wohl als Hilfe in der größten Not. Die deutsche Öffentlichkeit hatte keine Ahnung, dass der im Vergleich winzige Staat Libanon noch mehr Flüchtlinge aufnahm als wir. Aber ich habe der Heilbronner Stimme vernünftigerweise zu all dem nichts gesagt.
Zur Klimafrage hingegen habe ich in Windeseile sechs Punkte formuliert:
Das war stenographisch formuliert. Was die Medien weitertransportiert haben war lediglich die Aussage, dass man den Verbrennungsmotor nicht "auf die Schnelle" auslaufen lassen solle. Eigentlich eine Trivialität, die auch dem nicht widerspricht, was die Grünen wollten. Denn sie wollten ja eine klimaneutrale Verbrennung (wie beim Modell Audi-Windstrom) durchaus weiter zulassen.
Was ich in der Kürze nicht gesagt hatte, aber nachher in einem tz-Interview zum Ausdruck gebracht habe ist die Tatsache, dass eine Stärkung des öffentlichen Verkehrs, insbesondere der Bahn unbedingt herein muss. Pro Kopf der Bevölkerung gab die Schweiz 2010 fünfmal mehr für die Bahn aus als Deutschland. Neuere Zahlen sind wahrscheinlich kaum besser.
Und man muss unbedingt politisch dafür sorgen, dass der Flugverkehr endlich auf wahrhaftige Preise umgestellt wird. Das närrische Abkommen von Chicago ist ja nur die Spitze des Eisberges. Ich empfinde es als skandalös, dass ein innereuropäischer Flug typischerweise halb so viel kostet wie eine Bahnfahrt gleicher Entfernung. Von daher bin ich froh, dass die Lufthansa nach der Teilübernahme von Air Berlin wenigstens die innerdeutschen Flüge drastisch verteuert. Für Sie als Freunde der Bahn ist das sicher auch eine willkommene Nachricht.
Ich wünsche Ihnen - leider aus der Ferne - eine gelungene Tagung
Ernst Ulrich von Weizsäcker