Ein Nachtzug, der abends in fünf größeren Städten hält und morgens wiederum in fünf Städten, ermöglicht 25 Direktverbindungen - ein einzelner Flug ergibt hingegen nur eine Verbindung. Deutschland als zentral gelegenes Land in der EU ist prädestiniert, eine Führungsrolle beim Aufbau eines europäischen Nachtzugnetzes zu übernehmen. Der Fünf-Punkte-Plan aus der grünen Bundestagsfraktion zeigt, wie mit einem attraktiven europäischen Nachtzugnetz eine echte Alternative zum Flugzeug aussehen kann.
Matthias Gastel kommt aus Filderstadt und sitzt seit 2013 für die Grünen im Bundestag. Er ist Mitglied im Verkehrsausschuss und ist bahnpolitischer Sprecher seiner Fraktion. Derzeit verhandelt er für seine Partei das Verkehrskapitel der Ampel-Koalition mit.
Dipl.-Ing. Markus Rebmann hat Maschinenbau in Karlsruhe und Zürich studiert und ist beruflich seit über 25 Jahren in der Energiebranche tätig. Diese hat sich stark gewandelt und steht seit der Energiewende noch mehr im Spannungsdreieck Kundenanforderung, Wirtschaftlichkeit und Klima-/Umweltschutz. Die Zusammenhänge sind ganz ähnlich denen des Verkehrsbereichs, dessen Klimarelevanz ganz entscheidend von den Energieträgern abhängt. Die weltweiten Bemühungen um mehr Klimaschutz bilden eine Klammer über die Mobilitäts- und Energiefragen, die zusammen zu betrachten und zu lösen sind.
Klimaneutral nach Athen auf neuen und ausgebauten Gleisen durch Südosteuropa
Nicht zuletzt seit „Fridays For Future“ nehmen die Klimaschutzbemühungen wieder deutlich an Fahrt auf. Auch die Europäische Union hat sich mit dem „Green Deal“ Ende 2019 klar zu den internationalen Klimaschutzzielen und mehr CO2-Minderungsmaßnahmen bekannt. Doch noch mehr als bisher muss der Verkehrsbereich in den Mittelpunkt gerückt werden, da er seit 1990 kaum Minderungen an Treibhausgasen aufzuweisen hat. Für den besonders klimaschädlichen Flugverkehr zeichnet sich keine schnelle Umrüstung auf erneuerbare Energien ab, weshalb dieser in Deutschland und Europa auf die bewährte, bereits elektrifiziert Bahn verlagert werden muss. Neben dem bewährten HGV werden jetzt auch wieder Nachtzugverbindungen reaktiviert, die unter Nutzung der HG-Strecken auch deutlich größere Distanzen bewältigen können. Ein weißer Fleck im Personen-Zugverkehr stellt die Balkanverbindung nach Südosteuropa bis nach Athen und Istanbul dar, wo die derzeitige Eisenbahninfrastruktur keinen schnellen Zugverkehr zulässt. Es soll aufgezeigt werden, wie mit einer sinnvollen Kombination an Neu- und Ausbaustrecken eine zukunftsgerichtete Infrastruktur für Fern-, Nacht- und Güterzüge so errichtet werden kann, dass Passagiere die Distanz zwischen Wien und Athen sowie zwischen Wien und Istanbul in einer Nacht bewältigen können.