Die Verkehrsunternehmen und Aufgabenträger waren in den vergangenen Jahrzehnten immer der Treiber für aktuelle Fahrgastinformationen. Sie haben die ersten elektronischen Fahrgastinformationssysteme entwickelt, erst den Datentransfer ins Internet ermöglicht und eine Industrie mit aufgebaut, die heute weltweit führend ist.
Aktuell treten international agierende Unternehmen auf, die alle Informationen sammeln, auswerten und ihren Kunden zur Verfügung stellen. So wird der Verkehrswelt die Informationshoheit über Ihre eigenen Produkte aus der Hand genommen. Doch was bedeutet dies? Welche Chancen und Risiken beinhaltet es, mit Unternehmen wie Google oder Amazon zusammen zu arbeiten?
Ich möchte dieses Thema im Rahmen dieses Vortrags einmal neutral betrachten.
Fast 20 Jahre Vertrieb, Marketing und Projektmanagement in der ÖPNV-Welt haben mich geprägt. Mein umfangreiches Wissen rund um die Soft- und Hardwarelandschaft bei Bus- und Bahnunternehmen, ein Netzwerk im In- und Ausland sowie eine umfassende Beratungsexpertise, insbesondere bei neuen Mobilitätsformen, zeichnen mich aus. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren insbesondere mit der Einführung neuer Technologien in der Betriebssteuerung und Fahrgastinformation beschäftigt. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte meinem Lebenslauf oder der Homepage des Unternehmens: www.geminiptc.com.
Mitglied der Expertenkommission des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur "Ganzheitliche Fahrplanauskunft für ländliche Räume mit integrierten Rufbusangeboten"
Durch die Pandemie ist die Nachfrage nach schnell verfügbaren, kontinuierlichen und (tages)aktuellen Fahrgastzahlen stark angestiegen. Während herkömmliche, manuell erhobene Fahrgastzahlen aus mehreren Gründen so schnell und vor allem im gewünschten Umfang nicht verfügbar sind, haben technische bzw. automatische Fahrgastzählsysteme (AFZS) in der Pandemie bewiesen, daß sie eine effiziente Möglichkeit bieten, die Entwicklung der sich sprunghaft von einem auf den anderen Tag verändernden Fahrgastzahlen kontinuierlich zu monitoren. Dank ihres AFZS war es der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) und ihrem Schwesterunternehmen Verkehrsbetreibe Karlsruhe (VBK) zu Beginn der Pandemie innerhalb kurzer Zeit möglich, den verantwortlichen Mitarbeitenden sowie den Entscheidungsträgerinnen und -trägern die wöchentliche Fahrgastentwicklung bereitzustellen.
Das im März 2021 erfolgreich zertifizierte AFZS kann allerdings weit mehr, als "nur" einen schnellen Überblick auf die Fahrgastzahlenentwicklung zu liefern. So werden künftig im Rahmen der Einnahmeaufteilungsverfahren beim Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) und beim Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) die Befragungsdaten mit Zähldaten aus dem AFZS hochgerechnet. Dieses Verfahren ist nicht nur kostengünstiger, da man Zählpersonal einsparen kann - das derzeit ohnehin auf dem Markt nur schwer zu bekommen ist -, es liefert überdies genauere Daten, da die Zählung mittels eines AFZS kontinuierlich über das ganze Jahr erfolgt. So werden alle Fahrten mehrmals im Quartal gezählt, während bei den teuren und aufwendigen manuellen Zählungen jede Fahrt nur an wenigen Tagen im Jahr erhoben wird.
Der Zertifizierung des AFZS von AVG und VBK war eine knapp zweijährige Erweiterung beziehungsweise Ertüchtigung des bereits seit mehr als zehn Jahren vorhandenen AFZS durch den Softwarelieferanten Init vorausgegangen. Im Zuge der Softwareerweiterung ist das AFZS über eine Schnittstelle an das unternehmensinterne Business-Intelligence-System angebunden worden, was vielfältige Auswertungsmöglichkeiten erlaubt. Überdies lässt sich das AFZS perspektivisch um weitere Komponenten, wie etwa eine Auslastungsprognose bis auf die Eben einzelner Züge erweitern. Diese Information könnte man u.a. in den Online- Fahrplanauskunftssystemen bereitstellen.
Andreas Müller ist seit 2017 in der Abteilung Betriebliches Qualitätsmanagement der AVG für Fahrgastzählung und Fahrgastbefragungen verantwortlich. Dazu zählt auch die Betreuung des gemeinsam mit den VBK betriebenen AFZS. Im Rahmen seiner Tätigkeit vertritt er die AVG in Arbeitsgruppen beim Verkehrsministerium Baden-Württemberg und bei DB Regio.
Die AVG betreibt in den Regionen Karlsruhe und Heilbronn gemeinsam mit den VBK sowie Ihren Kooperationspartnern Stadtwerke Heilbronn und DB Regio in einem rund 500 Kilometer umfassenden Netz Stadtbahnverkehre sowohl auf Straßenbahn-, als auch auf Eisenbahninfrastruktur. Die Verknüpfung der beiden Systeme ist als "Karlsruher Modell" bekannt geworden.
Motivation: Erwartungshaltung (bis zu 35 Prozent mehr Fahrwegkapazität) versus ernüchternde Praxiserfahrungen (z. B. ETCS in der Schweiz): Wie passt das zusammen?
Kurzer Überblick zum Projekt Digitaler Knoten Stuttgart (Pilotprojekt der Digitalen Schiene Deutschland, mehr als 500 Netzkilometer werden bis 2030 schrittweise ausgerüstet, technische Weiterentwicklungen)
Wesentliche Stellschrauben für tatsächliche Leistungssteigerungen mit "digitaler" Technik:
Kurzer Ausblick auf die weitere Umsetzung, Resümee