Die HST waren zu einer Zeit, als "Gesundschrumpfen" und "Verkraftung" (Bus statt Bahn) das vermeintliche Rettungskonzept für die Bahn war, eine herausragende Initiative und Wegbereiter für ein Umdenken in der Bahnpolitik. Mindestens in der "Regionalisierung" waren informelle Kreise und herausragende Köpfe im Umfeld der HST erfolg- und einflussreich in der Gestaltung bürgernäherer Bahnpolitik, etwa im Aufbau und in den Programmen der regionalen Aufgabenträger.
Trotz beachtlicher Erfolge in der Revitalisierung von Regionalbahnen sieht die Gesamtbilanz im Anlagenbestand und im Modal Split der Bahnen eher ernüchternd aus: Eine erhoffte Verkehrsverlagerung fand allenfalls punktuell statt. Die wachstumsstarken Post- und Paketverkehre gingen fast völlig an die Straße verloren. Die enormen Verkehrszuwächse im Güter- und Personenverkehr finden ihre Gewinner auf der Straße und in der Luft, weniger jedoch auf der Schiene. Die Anstrengungen der Vergangenheit im politischen Umfeld für die Bahnreform und Regionalisierung führen eher zu Rechtfertigungsstrategien als zu einem offenen Blick nach vorne, der alle aktuellen und vergangenen Strukturen und Prinzipien vorbehaltlos auf den Prüfstand stellt und aus heute verfügbaren Erfahrungen eine rücksichtslose Vorwärtsstrategie ermöglicht.
Ältere Eisenbahner haben Ihre Erinnerungen an eine regionale hochintegrierte Dienststelle der Deutschen Bundesbahn aufgeschrieben und geben Impulse zur Weiterentwicklung des Bahnsystems, die zunehmend Widerhall in der öffentlichen Diskussion finden. So etwa im Konzept eines erweiterten Infrastrukturunternehmens des Bundes, das die Traktion und den Wagenuntersuchungsdienst integriert, und in der Infragestellung der Trassen- und Zugkilometerkosten als Steuerungsinstrument für Bahnen.
Ralph Müller, seit 1992 bei der DB, überwiegend in der Fahrzeugtechnik und europäischen Regulierung und Standardisierung tätig, seit 2016 Leiter Forschungsprogramme und Standardisierung im Bereich "Digitale Leit- und Sicherungstechnik" der DB Netz AG
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