Fachexkursion | 22. Februar – 2. März 2013 |
Die Schiene – Rückgrat der Mobilität | |
Das Motto der 30. HST und die Realität in Nordafrika |
Tunesien mit der Bahn erfahren
Die Einheimischen bevorzugen das Sammeltaxi und wissen nicht, daß in Tunesien auch Züge fahren. Die Fremden besuchen die Urlaubsgebiete am Meer und wissen nicht, daß die Küste auch ein auch ein Hinterland besitzt. Eisenbahnfachleute in Europa denken beim Stichwort "Schienenverkehr in Nordafrika und Arabien" sicher nicht an Tunesien. Alle eint das Vorurteil, Tunesien könne man nicht mit dem Zug bereisen.
Schienenverkehr geht, wenn man will. Dies ist seit drei Jahrzehnten eine wesentliche Botschaft der Horber Schienen-Tage. Anläßlich unseres Jubiläums hinterfragen wir diese Botschaft und unser diesjähriges Motto "Die Schiene – Rückgrat der Mobilität" in einer ungewohnten Umgebung, in Nordafrika, genauer gesagt in Tunesien. Denn Tunesien hat, bezogen auf die Bevölkerung, das dichteste Schienennetz in Nordafrika.
Die seit langem diskutierte Küstenbahn von Marokko nach Ägypten entlang des Mittelmeers wird aus verschiedenen Gründen so schnell nicht kommen. Kann die Eisenbahn dennoch ein Rückgrat der Mobilität sein? Der Trend hin zur Eisenbahn nimmt trotz des allgemeinen Strukturwandels im Verkehr zu. Bei Bodenschätzen und dank zunehmender Containerisierung auch im Warenverkehr spielt die Eisenbahn in Tunesien eine wesentliche Rolle. Nach dem arabischen Frühling besann sich die Staatsbahn auf ihre Aufgabe zur Förderung der Mobilität. In den bisher benachteiligten Steppen-Regionen des Westens gibt es auf bestehenden Strecken neue Personenzüge. Strecken, die de facto aufgegeben wurden, sollen erneuert werden. Darüber spricht aber niemand.
Neue Stadtbahn- und Metrosysteme in Nordafrika oder Arabien produzieren Schlagzeilen. Fahrerlose Metrosysteme oder neue Stadtbahnstrecken gibt es aber überall. Nürnberg, Straßburg oder Paris liegen näher als Nordafrika. Wer aber die jetzige Rolle und die Zukunft eines historisch gewachsenen Eisenbahnsystems in einem Land des arabischen Frühlings verstehen will, der sollte sich vor Ort kundig machen.
In den nächsten Jahren ist eine intensivere Kooperation zwischen der Europäischen Union und Nordafrika zu erwarten. Die von den EU-Südstaaten schon länger geforderte Mittelmeer-Allianz bietet Chancen und Herausforderungen für alle EU-Staaten. Um diese Chancen nutzen zu können, müssen wir die neuen Partner und ihre Situation kennen. Der Bahnsektor eröffnet vielfältige Möglichkeiten zur geschäftlichen Zusammenarbeit.
Die Horber Schienen-Tage bieten im Frühjahr 2013 zusammen mit einem auf Tunesien spezialisierten Veranstalter eine Fachexkursion an. Der ausgewählte Veranstalter kooperiert seit Jahren mit örtlichen Betrieben, die faire Beschäftigung anbieten. Mit dieser Exkursion lenken wir den Blick auf die Entwicklungen in ganz Tunesien, auch abseits der Touristenströme. Die Teilnehmer erfahren die aktuelle Lage des Eisenbahnsektors und leisten gleichzeitig einen bescheidenen Beitrag zum Neuaufbau des Landes.