Horb a. Neckar, 24. November 1985

Resolution der 3. Horber Schienen-Tage

Die Verkehrsentwicklung in Deutschland hat der Bundesrepublik in den letzten 3o Jahren ein Straßennetz von 500 00o km und in den letzten 15 Jahren auf der anderen Seite eine Schrumpfung des bisher in etwa flächendeckenden Schienennetzes von rund 30 000 auf rund 20 000 km Streckenlänge beschert. Diese ist noch nicht abgeschlossen und dürfte, wenn die Infrastrukturpolitik für die Bahn nicht grundlegenden Wandel erfährt, in wenigen Jahren bei einem Netz von rund 10000 km enden. Die deutsche Eisenbahnkarte hätte dann große weiße Flächen und aus vielen Gebieten wäre das Verkehrssystem Eisenbahn verschwunden.

Der Verfasser bestreitet, daß diese Entwicklung auf mangelnden Verkehrsbedarf im Einzugsbereich dieser Strecken zurückzuführen ist. Er sieht den Grund vielmehr darin, daß die meisten Zweigstrecken hoffnungslos veraltet und mit ihren Verkehrsleistungsangeboten deshalb gegenüber Bus und Auto nicht konkurrenzfähig sind. Wo die Bahn schnell fährt, wird sie auch heute noch gut frequentiert.

Unter Hinweis auf erfolgreiche Zweigstreckenpolitik einiger Nachbarstaaten wird deshalb die These aufgestellt, daß bei grundlegender Verbesserung des Netzes durch Abschaffung von Nebenbahnen im Sinne der Eisenbahnbetriebsordnung, Linienverbesserungen, Automatisierung, Beschleunigung der Reisegeschwindigkeit auf mindestens 70 - 8o km/st sowie Taktfahrpläne bei ausgewogenen Tarifen die meisten Strecken des heutigen Netzes wieder eine durchaus zufriedenstellende Nutzung finden würden. Damit wäre auch dem Umweltschutz und der Lebensqualität in den Einzugsbereichen entscheidend gedient.

Voraussetzung hierfür ist jedoch, daß die hierfür notwendigen Investitionen politisch durchgesetzt werden. Da die Bahn von ihrem Eigentümer zur Zeit nur den Auftrag hat, ihr Wirtschaftsergebnis zu verbessern und ihre Investitionsentscheidungen selbst zu treffen und verständlicherweise zu diesem Ziel zu messen hat, muß die Bereitstellung der Mittel hierfür nach Möglichkeit durch Umschichtungen im Verkehrshaushalt möglich gemacht werden. Ihre Verwendung ausschließlich für ein Gesamtprogramm zur Modernisierung unzeitgemäßer Strecken ist der Bahn deshalb aufzuerlegen. Ohne eine Perspektive auf Modernisierung erscheint die Erhaltung von Zweigstrecken sinnlos. Es ist deshalb ein Gesamtprogramm aufzustellen, nach dem alle sinnvoll in moderner Weise zu betreibenden Strecken der Reihe nach zeitgemäß umgestaltet werden.

Zum Schluß wird das denkbare künftige, dann immer noch als "flächendeckend" zu bezeichnende Netz und die mögliche Form der Bedienung des Personenverkehrs auf ihm vorgestellt.


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