Das Unglück bei Burgrain hat uns gezeigt: Die Bahninfrastruktur in Deutschland ist auf vieles ausgelegt, aber sicher nicht darauf, für die Fahrgäste ein attraktives und stabiles Angebot zu garantieren. Wie schlimm es wirklich ist, haben nicht nur die Opfer dieses Unglücks gezeigt, sondern auch die Zeit danach. Noch mehr Langsamfahrstellen, vielerorts war ein Einhalten des Fahrplans nicht möglich. Und die Tage, an denen im Werdenfels nach dem Unglück ein halbwegs brauchbares Fahrplanangebot gefahren wurde, wird man bis Fahrplanwechsel an einer Hand abzählen können. Gleichzeitig lehnt die gleiche DB Netz, die die Regionalinfrastruktur vielerorts verfallen ließ, geschenkte Projekte durch den Bund ab, weil sie zwar die Pünktlichkeit erhöhen, aber keine zusätzlichen Trasseneinnahmen generieren. Für Fahrgäste ist das nicht mehr nachvollziehbar, jeglicher Koalitionsvertrag oder Bundesverkehrswegeplan wird so zur Makulatur. Die Antwort ist klar, es braucht eine gemeinwirtschaftliche Infrastrukturgesellschaft, mit Kennzahlen, die die richtigen Anreize setzen. Anstelle von EBITDA und "Lost Units" muss es zukünftig um die Menge der transportierten Fahrgäste und Güter sowie die Zufriedenheit der Endkunden - also Fahrgästen und Verladern - gehen.
Dr. Lukas Iffländer studierte in Würzburg Informatik im Bachelor und Master und promovierte anschließend im Schwerpunkt Cybersecurity am dortigen Lehrstuhl für Software-Engineering. Diesen unterstützt er neben seinem Hauptberuf als Forschungsgruppenleiter der "Security Benchmarking"-Gruppe. Hauptberuflich forscht er an Cybersecurityfragen im Bahnsystem. Seit 2012 ist Iffländer ehrenamtliches Vorstandsmitglied des Fahrgastverband PRO BAHN Landesverband Bayern, den er seit 2021 anführt, und seit 2016 stellvertretender Bundesvorsitzender. Als solcher vertritt er den Verband unter anderem in der BMDV-Koordinierungsgruppe Deutschlandtakt und der zugehörigen Unterarbeitsgruppe Etappierung. Als Repräsentant der bayerischen Fahrgäste betrachtet er nicht nur anlässlich des Unglücks von Burgrain den Zustand der Infrastruktur und des DB-Konzerns insgesamt mit großer Sorge.
Geschäftsführer bei mofair, dem Verband der Wettbewerbsbahnen